Trägerverein Kiez Güntersberge stellt Insolvenzantrag
Eines der Prestigeobjekte der Kinder- und Jugendfreizeit in Sachsen-Anhalt steht vor dem Aus. Der Trägerverein des Kinder- und Erholungszentrums Güntersberge (Kiez) im Harz hat am Mittwoch beim zuständigen Amtsgericht Magdeburg einen Insolvenzantrag gesellt. Grund sind Zahlungsschwierigkeiten unter anderem wegen Rückforderungen von Fördermitteln durch das Landesjugendamt. Die beruhen auf massiven Unregelmäßigkeiten in den Jahren 2007 bis 2013. Auch neue Anträge sind nach Angaben des Sozialministeriums im Vorjahr nicht bewilligt worden. Insgesamt beläuft sich die Summe auf 70.000 bis 80.000 Euro, sagte Anja Naumann (SPD), Staatssekretärin im Sozialministerium.
Trotz des Insolvenzantrages soll der Betrieb in Güntersberge erst einmal weitergehen. Sowohl das Kinder- und Erholungszentrum (Kiez) als auch die Kindertagesstätte seien weiterhin geöffnet, Buchungen ebenfalls nicht betroffen, teilte der Vereinsvorstand mit. Auf Anfrage wollten sich allerdings weder der Kiez-Geschäftsführer Hans-Volkhard Hecht noch der Vereinsvorstand Annelore Michel weiter äußern.
Verdacht auf Subventionsbetrug
Das Sozialministerium will dem angeschlagenen Verein finanziell zunächst nicht unter die Arme greifen. „Wir können nicht einfach Geld geben“, sagte Staatssekretärin Naumann. Über weitere Maßnahmen könne erst dann gesprochen werden, wenn der Insolvenzverwalter bestellt sei.
Hintergrund der wirtschaftlichen Schwierigkeiten des Kiez ist die Fördermittelaffäre, die Mitte des vergangenen Jahres öffentlich wurde. Dabei steht der Verdacht des Subventionsbetruges im Raum. Das Kiez soll nach einem Prüfbericht des Landesrechnungshofes unter anderem Leistungen für Kinder, die gar nicht im Kiez waren, abgerechnet, Altersangaben von Teilnehmern gefälscht oder Leistungen doppelt in Rechnung gestellt haben. Dadurch sei dem Land Sachsen-Anhalt ein Schaden von rund 220.000 Euro entstanden. Mittlerweile ermittelt die Staatsanwaltschaft Magdeburg gegen die damalige Geschäftsführerin des Kiez, den Landesverband der Kieze und einen weiteren Verein.